Ungewöhnliche Haushaltsrede von PFB-Gemeinderätin Corinna Konzmann zum Haushalt 2024 der Gemeinde Kernen, gehalten am 14. März 2024: Der Regenbogenfisch

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

liebe Anwesende,

liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung,

die aktuelle Zuspitzung kriegerischer Konflikte (Russland – Ukraine oder Israel – Palästina) und deren mögliche Ausbreitung bereitet uns als Parteifreies Bündnis große Sorgen.

Im Krieg in der Ukraine kamen bisher über 10.000 Zivilisten ums Leben, knapp 600 davon waren Kinder. Knapp 20.000 Menschen wurden verletzt, über 1000 davon Kinder. Die New York Times spricht im letzten Jahr von knapp 500.000 russischen und ukrainischen Soldaten, die getötet oder verletzt wurden. Kosten dieses Krieges für Deutschland bislang: 28 Milliarden.

Im Nah-Ostkonflikt wurden nach Angaben der UN seit Oktober 2023 mehr als 12.300 Kinder getötet, mehr als in allen Konflikten dieser Welt innerhalb der letzten 4 Jahre.

Unseren Kindern vermitteln wir schon sehr früh, dass Gewalt kein probates Mittel ist, um Konflikte zu lösen. Und handeln im Augenblick selbst wider besseren Wissens, indem wir immer mehr Waffen und Kriegsgeräte liefern anstatt Diplomaten für Verhandlungen zu entsenden.

Deshalb haben wir eine Haushaltsrede zum Thema Frieden – das aus unserer Sicht drängendste Thema unserer Zeit – für alle Altersgruppen gestaltet, insbesondere auch für Kinder und Familien.

Frieden ist die Grundlage aller kommunalpolitischen Entscheidungen, aber keine Selbstverständlichkeit.

Bedanken möchten wir uns bei Markus Pfister, der uns sein Buch „Der Regenbogenfisch stiftet Frieden“, zur Verfügung gestellt hat, sowie dem herausgebenden NordSüd – Verlag.

Dies ist auch eine Einladung zum Vorlesen des Textes an alle Eltern und Großeltern, Lehrer und Erzieher in Kernen. Das Buch mit seinen schönen Bildern kann im örtlichen Schreibwarenhandel erworben werden.

Der Regenbogenfisch stiftet Frieden

Von Markus Pfister, Copyright 1992 by NordSüd Verlag AG, Zürich/Schweiz

Der Fischschwarm war schon von weitem zu erkennen. Bunt glitzerten die Schuppen des Regenbogenfisches und seiner Freunde. Nur ein kleiner Streifenfisch besaß keine glitzernde Schuppe, und trotzdem gehörte er zu ihnen. Zufrieden ließen sich die Fische im Ozean treiben.

Die Fische ernährten sich hauptsächlich von kleinen Wassertierchen. Davon schien es unendlich viele zu geben. Der Regenbogenfisch brauchte bloß sein Maul zu öffnen und ganz ruhig durchs Wasser zu gleiten. Sobald sein Schlund voll war, schluckte er die Beute hinunter. Es war wie im Schlaraffenland.

Ganz in der Nähe des Schwarmes lebte friedlich ein Wal. Er hielt sich gerne in dieser Gegend auf, denn auch er fraß die winzigen Lebewesen im Wasser. Und davon gab es hier im Überfluss. Ihm gefielen aber auch die schillernden Fische in seiner Nachbarschaft. Oft ließ er sich im Wasser treiben und bestaunte ihre wunderschön leuchtenden Glitzerschuppen.

Eines Tages bemerkte der Zackenfisch, wie der Wal sie beobachtete. „Was guckt der uns so blöd an?“, fragte der Zackenfisch. Er war heute ganz besonders schlecht gelaunt. Verärgert schwamm er zu den anderen Fischen und machte sie auf den Wal aufmerksam. „Seht mal wie der uns anstarrt! Wer weiß, was er im Schilde führt?“

Der Wal ahnte nichts von alledem und zog weiterhin seine Runden. Doch die Fische begegneten ihm von nun an immer argwöhnischer. „Seht mal sein Riesenmaul“ meinte einer. „Der frisst uns ja alles weg.“ Auch der Regenbogenfisch machte sich seine Gedanken. So ein riesiges Tier musste tatsächlich Unmengen an Nahrung verschlingen. Sie waren zwar bis jetzt immer satt geworden, aber man konnte ja nie wissen! Und lag im Blick des Wals nicht wirklich etwas hinterhältiges?

Irgendwann erfuhr der Wal, was man sich im Schwarm über ihn erzählte. Zuerst war er einfach enttäuscht, doch dann wurde er sehr böse. „Denen will ich es zeigen“, dachte er. „Ich werde den Fischen eine Lektion erteilen!“. Er schoss mitten in den Schwarm und wirbelte die Fische mit seiner riesigen Schwanzflosse durcheinander. Er tobte wie ein Orkan und schleuderte die Glitzerfische nach links und nach rechts.

Die verängstigten Fische stoben auseinander und flohen zu ihrer schützenden Felsspalte. Aber der Wal ließ nicht locker. Er jagte den Regenbogenfisch und seine Freunde quer durchs Riff und verfolgte sie bis zu ihrer Höhle.

Endlich erreichte auch der letzte Fisch die rettende Felsspalte. Der Blauwal schwamm lange vor ihrem Versteck hin und her und blickte finster in die Höhle. „Ich hab’s euch ja gesagt“ flüsterte der Zackenfisch. „Der Wal ist gefährlich. Wir müssen uns vor ihm in Acht nehmen!“ Wie das aufgewühlte Meer beruhigte sich jedoch auch der Wal wieder. Und nach einer letzten Runde verschwand er hinter dem Riff.

Zögernd verließen die Fische ihr Versteck. Missmutig und hungrig schwammen sie hin und her. Doch der Angriff des Wals hatte seine Spuren hinterlassen. Mit seinen gewaltigen Flukenschlägen hatte er nämlich nicht nur die Fische vertrieben, sondern auch alle die kleinen Wassertiere.

„Erinnert ihr euch noch, wie es vor unserem Streit mit dem Wal war?“ fragte der Regenbogenfisch die anderen. „Wir hatten genug zu fressen. Es hat immer für alle gereicht, für uns und den Wal. Und jetzt haben wir nichts mehr. Wir müssen uns mit dem Wal versöhnen. Streit bringt nur Not und Unglück.“

Da sich die anderen vor dem Wal fürchteten, erklärte sich der Regenbogenfisch bereit, hinauszuschwimmen und mit dem Wal zu sprechen. Misstrauisch wurde er vom Wal empfangen. „Lass und miteinander reden“ schlug der Regenbogenfisch vor. „Unser Streit bringt niemandem etwas. Im Gegenteil: Wir haben nichts mehr zu fressen und sind nun alle hungrig.“

Die zwei unterhielten sich lange. Der Wal erzählte dem Regenbogenfisch, wie er von ihren feindlichen Absichten erfahren hatte. „Ich habe doch nie etwas Böses im Sinn gehabt!“. Der Regenbogenfisch schämte sich. „Weißt du, wir hatten einfach Angst, dass du uns alles wegfrisst. Und du bist so groß und hast uns immerzu angestarrt“ entschuldigte er sich. „Aber ich habe doch bloß eure glitzernden Schuppen bewundert!“ erwiderte der Wal. Da fingen beide plötzlich an zu lachen. „So etwas dummes!“ sagte der Regenbogenfisch. „Komm, lass uns gemeinsam ein neues Jagdgebiet suchen.“

Der Regenbogenfisch berichtete dem Schwarm von seinem Gespräch mit dem Wal. Bald konnte sich keiner mehr erklären, wie dieser unselige Streit überhaupt begonnen hatte. Und die Fische folgten dem Regenbogenfisch und dem Wal auf der Suche nach neuen, futterreichen Gewässern.

– Ende –

Möge durch Gespräche und Verhandlungen auf allen politischen Ebenen und das Engagement vieler Menschen im Sinne dieses Kinderbuches Frieden auf Erden sein, allen Menschen(-kindern) dieser Welt.

14.03.2024, für die PfB – WählerInnenvereinigung, Corinna Konzmann

Nachbemerkung: Nach der Rede gab es lebhaften Beifall aus dem Publikum. Der Beifall der KollegInnen aus dem Gemeinderat hielt sich in Grenzen. Zum Teil wurden während der Rede die Augen verdreht oder demonstrativ auf dem Handy rumgespielt. Respekt?

Buchumschlag „Regenbogenfisch“. Foto und Text mit freundlicher Genehmigung von Marcus Pfister + dem Nord-Süd-Verlag. Das Buch kann im Buchhandel bestellt (möglichst nicht bei Amazon) oder in den örtlichen Büchereien ausgeliehen werden.