Vortrag „Stetten braucht ein Dorfbüro“

Gedächtnisprotokoll

Montag, 25. März 2019, 20 Uhr, Museumskeller

Zur Vorgeschichte
Die Idee des Dorfbüros wurde in den Jahren 2005 bis 2008 vom Politik- und Kulturverein Allmende Stetten im Rahmen des utopischen Konzeptes „Stetten 2020“ entwickelt und am 30.3.2009 der Öffentlichkeit vorgestellt. Seither wurde es weiterentwickelt.
Mit der angekündigten Schließung der Postfiliale bei Gardinen Möhlmann zum Mai 2019 und dem Freiwerden der ehemaligen Filiale der Kreissparkasse in der Klosterstraße wurde die Idee erneut vom Parteifreien Bündnis PFB im Gemeinderat Kernen aufgegriffen und in die öffentliche Diskussion gebracht.

Einführung Ebbe
Vorletzte Woche 2 Komm-Ins besucht. In Wurmberg und Sternenfels.
Wurmberg (3.000 EinwohnerInnen, ebenfalls Enz-Kreis) hat in seinem Komm-In Einwohnermeldeamt, Postamt, Toto-Lotto, Reinigungsannahme und Buchbestellung. Außerdem Anmeldeformulare für Stadtwerke Pforzheim.
3 Hauptamtliche (Vollzeit, Teilzeit, aber teilweise bei Gemeinde beschäftigt) + 1 Aushilfe. Alle machen alles. Sehr angenehme Atmosphäre, beliebter Treffpunkt der Dorfbevölkerung, auch für den Austausch von Neuigkeiten.
Gebäude (direkt im Dorfzentrum) gehört der Gemeinde. Daneben noch Filiale der Kreissparkasse.

Vortrag von Sabine Rüdele
Managerin Komm-In Sternenfels seit 2016. Früher Bankerin bzw. selbstständig.
(Mit dabei: Domenico Cometto, ihr Mitarbeiter)
Die Gemeinde Sternenfels (2 Teilorte) hat insgesamt 3.000 EinwohnerInnen.
Im Jahr 1997 hat der Alt-Bürgermeister Wagner zusammen mit der Uni Tübingen eine Befragung der EinwohnerInnen über ihre Wünsche und Bedürfnisse gemacht.

Ergebnis: „Jenseits des Betons in die Lebensqualität der Menschen investieren“

Das Komm-In besteht seit 20 Jahren. (Jubiläum am Samstag, 29. Juni 2019)
Träger des Komm-Ins war früher die Telegis-Gesellschaft (Gründerzentrum). Diese Gesellschaft wird getragen von: 50% Gemeinde, 25% Kreissparkasse, 25% Enz-Kreis. Das Gebäude gehört der Gemeinde.
Jetzt ist das Komm-In zu 100% bei der Gemeinde.
Neben dem Telegis-Gründerzentrum gibt es noch das Bethesda-Pflegeheim mit ca. 45 Plätzen und noch Betreutes Wohnen.

Komm-In besteht seit 20 Jahren. (Am Sa, 29.6. ist Jubiläumsfeier)

Das Komm-In ist:

  • Einwohnermeldeamt
  • Poststelle (ohne Postbank). Die Gemeindeverwaltung ist der Meinung, dass die Poststelle aus Gründen der Daseinsvorsorge kommunal betrieben werden muss. Und nicht privat.
  • Toto-Lotto (Toto-Lotto wird von der Lotto Gesellschaft BaWü grundsätzlich nicht an Gemeinden vergeben, sondern nur an Privatunternehmer. Deshalb mussten sie jemand einstellen, wo einen Gewerbeschein hat und das gewerblich betreibt.
  • Tourismusbüro für Kraichgau-Stromberg Tourismusregion
  • Bestellung von Medikamenten bei der Apotheke im Nachbardorf Maulbronn. Inzwischen wegen neuer Datenschutzgrundverordnung schwieriger geworden. KundInnen können aber an einem Terminal das Rezept/Bestellung eintippen. Dann kann das Medikament in einer verschlossenen Tüte im Komm-in abgeholt werden oder wird nach Hause geliefert.
  • Cafeteria. Mit Frühstück, täglich wechselndem Mittagessen (viele Alleinstehende kommen oder auch die BewohnerInnen vom Betreuten Wohnen), Kaffee und Kuchen.
  • Shop mit Zeitungen und Zeitschriften
  • Beratung AOK + örtlicher Energieversorger (inzwischen wg. Datenschutz eingeschränkt.
  • Rentenberatung (wg. Datenschutz eingeschränkt)
  • Studium generale der Hochschule Pforzheim: Raum vorhanden, wo per Live-Stream die Vorlesungen verfolgt werden können
  • Verkauf von Erzeugnissen der örtlichen „Basteldamen“, 2 Monate lang in Vitrine angeboten, Werbung um Mitteilungsblatt der Gemeinde
  • Wochenmarkt vor dem Komm-In (in Sternenfels gibt es keinen Metzger mehr).
  • Komm-In Kino. Startet demnächst regelmäßig.

Die Post ist sehr stark frequentiert und ist zentraler Kommunikationsmittelpunkt im Dorf.

Das Einwohnermeldeamt muss jetzt wg. Datenschutz mit einer Glaswand abgetrennt werden.

Früher (fast 20 Jahre lang) war das Komm-In von 8 – 20 Uhr geöffnet. 2019 wurde allerdings eine Schließzeit für eine Mittagspause der Mitarbeiterinnen eingeführt.

Allerdings können für das Einwohnermeldeamt auch Termine außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten ausgemacht werden, wenn diese jemand partout nicht schafft.

In der Vergangenheit gab es Probleme mit dem Personal. Die Kolleginnen vom Einwohnermeldeamt wollten nicht unbedingt Dienstleistungen der Post übernehmen. („Unter ihrer Würde“).
Es fehlte hier so ein bisschen das Dienstleistungs-Gen.

Direkt neben dem Komm-In ist eine Filiale der Kreissparkasse. Die existiert (mit einer Sonderregelung) als 1-Person-Filiale. Ist normalerweise aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt. (Unfallverhütungsvorschrift Kassen/Banken). Aber da im Komm-In sozusagen eine 2. Person anwesend ist, wird dies geduldet. Das Komm-In erhält dafür von der KSK einen kleinen Kostenersatz.

Personal
2 Vollzeitstellen, die bei der Gemeinde angestellt sind. (Früher Telegis). Und zwei 450-Euro-Stellen als Aushilfe, die sich untereinander absprechen.
Sie erbringen auch Putzdienstleistungen im Telegis-Gebäude, so dass auf diese Weise auch Einnahmen generiert werden.

Die Kosten fürs Personal können nicht genau beziffert werden, weil die beschäftigten Personen über unterschiedliche Kostenstellen abgerechnet werden und zum Teil noch andere Tätigkeiten machen.
Jedenfalls ist es Zuschussbetrieb. Aber die Gemeinde Sternenfels sieht das Komm-In als Einrichtung der Daseinsvorsorge für die EinwohnerInnen. Dies muss nicht kostendeckend sein.
Frau Rüdele hat allerdings die Hoffnung, dass sie mittelfristig auf eine Schwarze Null kommt.

Sie nimmt an, dass der ehemalige Bürgermeister Wagner bzw. der jetzige Bürgermeister gerne auch mal zu einem Vortrag in unseren Gemeinderat kommen, um das Projekt und die Idee vorzustellen.

Vorschläge aus der Diskussion

  • Cafeteria (evtl. in Zusammenarbeit mit der Diakonie)
  • zentrale Annahmestelle für alle existierenden Paketdienste.
    • Die bringen ihre Pakete alle ins Dorfbüro. Von dort aus werden sie mit einem Elektro-Lastenfahrrad im Dorf ausgefahren. Das ersparte den Lieferwagen-Verkehr durch die Dorfstraßen.
    • Wenn das Ausfahren eine ortskundige Person übernähme, wäre auch eine größere Zuverlässigkeit der Zustellung gewährleistet, die bei den vielen ausländischen FahrerInnen der Paketdienste oft im Argen liegt.

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